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Kleine Messe ganz groß - Der BVjA und seine Mitglieder auf der Mainzer Minipressenmesse

Bücher, Lesungen, Kunst und mehr – die Rheingoldhalle war am letzten Mai-Wochenende erneut Treffpunkt der Szene bei der traditionsreichen Minipressenmesse für Kleinverlage, Buchkunst und Selfpublisher. Der BVjA war mit einem Stand vertreten und informierte Interessenten über die Vereinsarbeit. Wir stellten außerdem Bücher von Mitgliedern aus und verkauften sie. Allerdings war der Stand des BVjA etwas abgelegen ganz am Ende der großen Halle, so dass wir das Gefühl hatten, längst nicht alle Besucherinnen und Besucher kamen bis zu uns durch, zumal sich in der Nachbarschaft eher Kunstbücher befanden. Dafür waren wir direkt an der zweiten Lesebühne und hatten den ganzen Tag Programm.

Die Standbetreuung übernahmen neben BVjA-Geschäftsführerin Tatjana Flade die Mitglieder Heike Klein, Diandra Linnemann, Birgit Gröger und Karsten Lieberam-Schmidt.

Rund 220 Ausstellerinnen und Aussteller aus dem In- und Ausland kamen auf die Messe. Drei BVjA-Mitglieder hatten einen eigenen Stand: Rusanna Danielian, Melanie Amélie Opalka und Esther S. Schmidt. Diese drei Autorinnen sowie Karsten Lieberam-Schmidt traten bei Lesungen auf. Die Lesungen auf der Messe sind jedoch generell nicht so gut besucht. Dabei gab es in diesem Jahr positive Neuerungen – die zwei Lesebühnen waren nicht mehr auf der Empore oder in einem Gang versteckt, sondern gut zugänglich auf der Event-Ebene platziert.

Die Messe begann diesmal zum ersten Mal nicht am Donnerstag (Christi Himmelfahrt), sondern erst am Freitag und ging bis Sonntag. Es war eine gute Entscheidung, die Messe um einen Tag zu verkürzen, das spart Kosten für alle und viel mehr Publikum würde wohl kaum angelockt. Der Besuch der Messe war zwar insgesamt gut, manchmal wurde es richtig voll, aber nicht alle Aussteller waren mit den Verkäufen zufrieden. Dennoch lohnte sich der Besuch, um sich zu vernetzen, neue Kontakte zu knüpfen, alte zu vertiefen und einfach präsent zu sein. Die Atmosphäre war sehr angenehm. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall des langjährigen Messe-Chefs Jürgen Kipp hatte im vergangenen Jahr Jannik Koppenhagen die Verantwortung übernommen und viel geleistet. Man darf gespannt sein, was für Neuerungen sich Koppenhagen für die Zukunft einfallen lässt.

Die Minipressenmesse hat viel Tradition. Ihren Ursprung hatte sie tatsächlich in Frankfurt. 1963 riefen Aktivisten die erste „Literarische Pfingstmesse" für individuelle Kleinverlage, Selfpublisher (die damals noch nicht so hießen) und andere, die sich jenseits des Mainstreams tummeln, ins Leben. Doch 1968 fand die dritte und letzte dieser Messen statt, obwohl sie gut angekommen waren. Zwei Jahre später wagte der Mainzer Kleinverleger Norbert Kubatzki in seiner Heimatstadt den Neuanfang. Zu der ersten Minipressenmesse in Mainz kamen 90 Ausstellende und rund 9 000 Besucherinnen und Besucher. Seitdem findet die Minipressenmesse alle zwei Jahre statt und hat sich fest im Kulturleben der Stadt Mainz etabliert. Mittlerweile wird sie vom Gutenberg-Museum und der Stadt Mainz organisiert.

Die Messe ist zudem seit 1979 mit der Vergabe des V.O. Stomps-Preises für „herausragende kleinverlegerische Leistungen" verbunden. In diesem Jahr ging der mit 3500 Euro dotierte Hauptpreis an den Verlag „Das Kulturelle Gedächtnis". Dieser 2016 gegründete Berliner Verlag widmet sich der Wiederentdeckung vergessener oder verschollener Werke wie von Michael Kosmeli (1773-1844) oder Grete Weil (1906-1999) sowie um Neu- und Erstübersetzungen klassischer Werke. Den mit 1500 Euro dotierten Förderpreis erhielt der Verlag „Lote 42" aus Brasilien, der nicht nur kunstvolle und dennoch erschwingliche Bücher herausgibt, sondern auch Buchmessen für die Independent-Szene und Druck-Workshops anbietet.

Redaktion Qwertz
Photos: Tatjana Flade



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